Die Feindschaft gegen die Juden (tritt) in drei Spielarten auf: dem AntiJudaismus, den wir als Angriff auf Glauben und Erwählung der Juden definieren können, dem Antizionismus, d. h. dem Angriff auf das Recht der Juden auf ihr Land, und dem Antisemitismus, dem Angriff auf die Juden als Volk. Während der nackte Antisemitismus in unseren Breiten zur Zeit verpönt ist – wer möchte schon gern mit Hitler und seiner „Endlösung“ in einen Topf geworfen werden -, haben der Antizionismus und der AntiJudaismus seit Jahren Hochkonjunktur.Es muß hier gleich eingangs bemerkt werden, daß Anti-Semitismus, AntiJudaismus und Antizionismus in derSache weitgehend austauschbar sind. Letztlich habensie alle drei die gleichen Argumente, betreiben alle dreidas Verschwinden der Juden (in welcher Form auchimmer) und sind alle drei Tarnbezeichnungen. Trotzdem ist die Unterscheidung in Antisemitismus, AntiZionismus und AntiJudaismus nützlich, denn jede derdrei Spielarten steht für eine andere, charakteristischeStoßrichtung im gemeinsamen Kampf gegen die Juden.In diesem Kapitel geht es uns um den AntiJudaismus alsBestreitung der fortdauernden Erwählung Israels durchGott. Es ist eine theologische Bestreitung, und sie hat inder christlichen Kirche eine lange Tradition. Nichtwenig Munition ist aus diesem Arsenal für die Bekämp-fung der Juden geliefert worden, und man wird hiernicht selten einen „christlichen“ Antisemitismus kon-statieren müssen. Der evangelische Theologe F.W.Marquardt hat zu Recht gesagt: „Aber nun war esgerade der theologische AntiJudaismus, der in derGeschichte die tödlich wirkende Judenfeindschaft her-vorrief oder mindestens legitimierte.“
AntiJudaismus – Antisemitismus – Antizionismus
R. Pfisterer, Israel oder Palästina? Perspektiven aus Bibel und Geschichte, Wuppertal 1992, S. 31f