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04.02.15: Verlegung in Crumstadt – Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau e.V.

04.02.15: Verlegung in Crumstadt

Stolpersteine erstmals auch in Crumstadt

Gedenksteine – Dritte Riedstädter Verlegungsaktion mit Gunter Demnig am 4. Februar in Goddelau und Crumstadt

 

15 Stolpersteine sollen am Mittwoch (4.) in Riedstadt verlegt werden.  Archivoto: Michael Ränker
In Riedstadt werden in der kommenden Woche zum dritten Mal Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus verlegt.

RIEDSTADT.

Am Mittwoch (4.) ab 10.30 Uhr wird der Kölner Künstler Gunter Demnig zum dritten Mal nach Riedstadt kommen, um für 15 ehemalige Nachbarn seine Stolpersteine zu verlegen. Die Aktion ist von einer Projektgruppe des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau (FJGK) vorbereitet worden.

Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung treffen sich in Goddelau, Starkenburger Straße 17, wo die Steine für die Familien Veit und Amram in den Gehsteig eingelassen werden. Issak Julius Veit kam durch seine Ehe mit Rosa Schellenberg nach Goddelau. Ihre gemeinsame Tochter Erika wurde 1911 geboren. Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete Veit Berta Amram. Ihr gemeinsamer Sohn Phillip (Fritz) kam 1920 zur Welt. 1934 zog auch Bertas Mutter Clothilde Amram in das Haus. Veit war Arbeiter bei Opel. Die Familie betrieb außerdem einen kleinen Kolonial- und Kurzwarenhandel.

Die Eheleute wurden am 15. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Julius wurde dort am 8. März 1944 ermordet. Seine Frau kam im Oktober 1944 nach Auschwitz, wo sie am 18. Oktober 1944 ermordet wurde. Auch Tochter Erika kam zunächst über Theresienstadt nach Auschwitz und wurde am gleichen Tag wie ihre Mutter umgebracht. Großmutter Clothilde Amram wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 16. März 1943 starb.

Nur Sohn Phillip gelang 1939 die Flucht nach London und über Kanada in die USA. Dort studierte er Deutsche Literatur und wurde Dozent an der Universität Boston. Seine Tochter Barbara Veit-Rosen lebt heute bei New York. Sie wird als Familienangehörige an der Stolpersteinverlegung teilnehmen.

Anschließend werden drei weitere Stolpersteine vor dem Haus Starkenburger Straße 18 eingelassen, das Max Bruchfeld 1928 erbaute. Seine Eltern betrieben in Crumstadt einen Eisenwarenladen. Max heiratete Rachel Fuchs; ihr Sohn Lutz wurde 1923 geboren. In seinem Haus wurden Eisenwaren, Fahrräder und Möbel verkauft. Der Familie Bruchfeld gelang 1938 die Flucht in die USA, wo sie einen neuen Namen annahmen.

Nur wenige Meter weiter steht das Haus der ehemaligen Familie Lazarus (Laase) Montag. In der Weidstraße 18 betrieben sie ein Kolonialwaren- und Schuhgeschäft. Nachdem Sohn Rudolf im Ersten Weltkrieg gefallen war, führte Tochter Emma mit ihrem Mann Ludwig Wreschner das Geschäft. 1910 wurde ihr Sohn Ernst Julius geboren. Die Familie verkaufte auf Druck der Gemeinde 1936 ihr Haus und zog nach Frankfurt. Deportiert am 1. September 1942, wurden Emma am 14. Februar 1943 und Ludwig am 20. März 1944 in Theresienstadt ermordet. Ihr Sohn floh 1938 über die Tschechoslowakei nach Israel. In Haifa hatte er später eine Bäckerei. 1964 war er zuletzt in Goddelau und traf Freunde und Schulkameraden.

Mit der dritten Stolpersteinaktion am 4. Februar wird auch in Crumstadt an Nazi-Opfer erinnert. Gegen 11.45 Uhr beginnt die Gedenkveranstaltung in der Modaustraße 7 – mit Stolpersteinen für die Familie Wolf. Albert und Selma Wolf zogen nach Crumstadt, als Selma das Gebäude in der damaligen Moltkestraße erbte. Sie lebten dort mit ihren Kindern Manfred und Margot Käte, die beide in Crumstadt geboren wurden. Albert Wolf arbeitete bei Opel in Rüsselsheim, seine Frau half bei Bauern in der Landwirtschaft. Die beiden Kinder besuchten den evangelischen Kindergarten, dann die Volksschule. Der Vater war als Büttenredner bei der Fastnacht bekannt. Die gut integrierte Familie empfand für lange Zeit keine Bedrohung.

Am 11. Juli 1938 zog die Familie Wolf nach Verkauf ihres Hauses nach Frankfurt um. Aus Briefen wird deutlich, dass dieser Umzug nicht freiwillig erfolgte. Weiter wird berichtet, dass zunächst Manfred zur befreundeten Familie Levi nach Montevideo fahren sollte. Margot sollte nach ihrem Lehrabschluss nachfolgen. Für beide reichte die Zeit allerdings nicht mehr. Die vierköpfige Familie wurde am 11. November 1941 in einem Massentransport nach Minsk deportiert und dort ermordet.

Wer sich für die Mitarbeit in der Projektgruppe interessiert, kann zu einem der nächsten Treffen vorbeikommen. Termin und Ort werden jeweils in der Presse bekannt gegeben. Außerdem werden noch weitere Sponsoren gesucht, die sich finanziell einbringen möchten. Dies ist beispielsweise durch die Übernahme der Patenschaft für einen Stolperstein möglich. Für einen solchen zehn mal zehn Zentimeter großen Stolperstein fallen 120 Euro Kosten an. Für weitere Auskünfte steht der Vorsitzende des Fördervereins, Walter Ullrich (Ringstraße 50, 65468 Trebur-Geinsheim, Telefon 06147 8361, E-Mail: suw-ullrich@onlinehome.de) zur Verfügung.

Birgid
Author: Birgid

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