Nächste Aktion im Februar
Stolpersteine – Bürgermeister und Memor-Vorsitzende berichten
GERNSHEIM.
Einen Sachstandsbericht zu den „Stolperstein“-Verlegungen haben kürzlich Bürgermeister Peter Burger (CDU) und die Vorsitzende des Vereins Memor, Marianne Walz, gegeben. Die dritte Gernsheimer Verlegeaktion mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig ist für Februar 2015 geplant. Wie Walz im Kulturausschuss erklärte, hat Demnigs Büro wegen wachsender Nachfrage die Wartezeit von drei auf sieben Monate verlängert.
Beim nächsten für Gernsheim möglichen Termin werde wahrscheinlich Karoline Weils und eines der beiden nachgewiesenen Euthanasieopfer der Schöfferstadt gedacht. Ihre Namen und Geburtsjahre, die Daten der Deportation und Angaben über ihre Schicksale stehen dann auf zehn auf zehn Zentimeter großen, mit einer beschrifteten Messingplatte versehenen Betonsteinen, die in den Bürgersteig eingelassen werden – vor ihren letzten frei gewählten Wohnsitzen.
Die ersten Stolpersteine in Gernsheim wurden am 24. Juni 2013 verlegt – zum Gedenken an die jüdische Familie Schiefer und den Kapuzinerpater Dionys. Bei der zweiten Aktion am 7. November wurden Steine für den Wehrmachtsdeserteur Adam Philipp Wenzel und für die jüdische Familie Hahn gesetzt.
Als die Gernsheimer Projektgruppe am 24. September 2012 zum ersten Arbeitsgespräch zusammenkam, konnte sie auf umfangreiches Datenmaterial zurückgreifen. Schnell war eine Liste jener Gernsheimer Opfer des Hitler-Regimes zusammengestellt, an deren Schicksal mit einem Stolperstein erinnert werden könnte.
Dank für Recherche und ZuarbeitDer Bürgermeister lobte in diesem Zusammenhang die biografische Vorarbeit von Marianne Walz. Auch die Erkenntnisse von Stadtarchivar Hans Herbert Hertling zur jüdischen Geschichte der Schöfferstadt dienten der Projektgruppe als Arbeitsgrundlage. Hertling wollte der Projektgruppe – bestehend aus Vertretern von Memor, Kunst- und kulturhistorischem Verein, Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau (FJGK) und Stadtverwaltung – aus persönlichen Gründen zwar nicht angehören, so Burger: „Er hat dem Arbeitskreis aber sehr gut zugearbeitet.“
Wertvolle Impulse habe auch FJGK-Vorsitzender Walter Ullrich gegeben, indem er von Erfahrungen aus anderen Stolperstein-Projekten im Kreis Groß-Gerau berichtet habe. Die Gruppe habe sich darauf verständigt, dass man ausschließlich an jene Menschen erinnern wolle, die während der Zeit des Nationalsozialismus zu Tode gekommen seien.
Ullrich habe dem Arbeitskreis auch den Grundsatz Demnigs eingeschärft, dass ausschließlich solche Opfer auf einem Stolperstein verewigt werden sollen, deren Schicksal eindeutig geklärt sei. Denn oft sei nicht zweifelsfrei festzustellen, welcher mutmaßlich letzte Wohnort eines Holocaustopfers denn auch wirklich die letzte freiwillig gewählte Adresse gewesen sei.
„Es wird zunehmend schwerer, die einzelnen Schicksale zu erhellen“, sagte Burger. Eine Einschätzung, die Marianne Walz unterstrich: Die Projektgruppe habe zusätzlich zu Recherchen Hertlings und des Heimat- und Geschichtsvereins auch verschiedene Publikationen sowie nationale und internationale Archive durchforstet, Daten gesucht und miteinander verglichen. Die Möglichkeiten, die vorliegenden Daten zu ergänzen, sind laut Walz „jetzt weitgehend ausgeschöpft“.
Erfreuliche Resonanz habe der Arbeitskreis auf seinen öffentlichen Aufruf bekommen, Patenschaften für Stolpersteine zu übernehmen. Es gebe mittlerweile mehr Sponsoren als recherchierte Namen von Gernsheimer Holocaustopfern.