Erinnern an jüdische Nachbarn
Gedenken – Stadt und Evangelisches Dekanat verlegen Stolpersteine in Mainzer Straße
GROSS-GERAU.
In der Mainzer Straße werden am Freitag (30.) Stolpersteine zum Gedenken an drei jüdische Familien verlegt, wie die Stadt, das Evangelische Dekanat und der Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau mitteilen. Bei der Zeremonie, die um 13.30 Uhr vor der Mainzer Straße 17 beginnt, spricht Walter Ullrich vom Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, heißt es weiter.
Anschließend gibt es Referate zur Lebensgeschichte der drei Familien mit Beiträgen von Schülern der Martin-Buber-Schule (MBS). Ein Gebet wird Petra Kunik von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt anleiten, so die Mitteilung.
In der Mainzer Straße 17 betrieb Siegmund Strauss mit seinen Schwestern Bertha und Ricka einen Kurzwarenladen. Nach seiner Vertreibung aus Groß-Gerau lebte Siegmund Strauss in Frankfurt. Dort stürzte er sich 1942 aus dem Fenster eines Krankenhauses.
Die Familie Goldberger lebte an verschiedenen Stellen in der Mainzer Straße zur Miete. Die Eltern Moritz und Auguste wurden 1940 und 1942 in KZs ermordet. Ihr Sohn Ludwig konnte aus dem KZ Buchenwald über Südosteuropa und Italien nach England fliehen. Er war der einzige Jude, der nach dem Krieg wieder nach Groß-Gerau zurückkehrte. Bis zu seinem Tod 1996 in Groß-Gerau pflegte er den jüdischen Friedhof in der Theodor-Heuss-Straße, wo er auch begraben wurde.
Im Haus in der Mainzer Straße 8 betrieb die Familie Oppenheimer eine alteingesessene Landmaschinenhandlung. Die Firma schloss 1935 infolge des Boykotts jüdischer Geschäfte. Im Haus Nummer 7 lebten zwei Söhne des Firmengründers, Siegfried und Ludwig, mit ihren Familien. Die Oppenheimers zogen 1936 zunächst nach Frankfurt. Drei Jahre später gelang der Familie die Flucht in die USA, wo sie überlebte.
Für weitere Stolpersteine in Groß-Gerau werden noch Paten gesucht, wie es in der Mitteilung heißt.