„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“.
Diese Worte von Bertolt Brecht haben bis heute nichts von ihrer erschreckenden Aktualität verloren. Vor 69 Jahren wurden auf dem Kornsand, gegenüber Oppenheim und Nierstein, als diese Orte schon durch amerikanische Truppen vom nationalsozialistischen Terrorregime befreit wurden, 6 Menschen – eine Frau und fünf Männer – heimtückisch von fanatisierten Nazis ermordet. Manche haben dabei zugeschaut, wollen sich aber nicht mehr erinnern. Die Unglücklichen wurden misshandelt und geschlagen, mussten sich ihre Gräber selbst schaufeln und wurden schließlich im Angesicht ihrer Heimat und der Freiheit von einem 18jährigen Leutnant der Nazi-Wehrmacht durch Genickschuss ermordet.
Nur wer um seine Geschichte und seine Herkunft weiß, kann den Herausforderungen der Gegenwart standhalten und menschliche Handlungsalternativen entwickeln.
Immer wieder gelingt es, durch bürgerschaftlichem Engagement, rechtsradikale Krawallmacher und Unbelehrbare in die Schranken zu weisen. Immer wieder wird aber auch versucht, im Zusammenhang mit der unsäglichen Diskussion um das Gedenken an die Vertreibung in Europa, die Verbrechen der Nazizeit und Deutschlands zu relativieren und sich zum „Opfer“ der Geschichte zu stilisieren. Deutsche Geschichte der Nazizeit und nicht nur dieser Zeit ist Tätergeschichte. Daran erinnern wir am Kornsand und durch unser Gedenken wird es zur Gegenwart, die das Verbrechen nicht vergehen lässt.
Wir erinnern auch an die „Nachgeschichte“ und an die problematische juristische Aufarbeitung dieser Mordtat und an das Verschweigen durch weite Teile der Bevölkerung sowohl links wie auch rechts des Rheins. Am 21. März haben wir die Verpflichtung, an die ruchlosen Mordtaten am Kornsand und an die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Nazi-Regimes zu erinnern; denn nur dadurch besteht die Möglichkeit, der Verdrängung und dem Vergessen Einhalt zu gebieten und dem Hass auf einzelne Menschen und Bevölkerungsgruppen zu wehren. Wir fordern menschlichen und versöhnlichen Umgang miteinander.
Wir treffen uns am Kornsand, damit wir nicht vergessen und nicht verdrängen. Wir stehen in der Tradition derer, die auf den Gedenkstein geschrieben haben:
Den Toten zum Gedächtnis,
den Lebenden zur Mahnung,
damit, was hier geschah,
sich nicht wiederhole.
Wir rufen auf zur Gedenkstunde auf dem Kornsand am Freitag, 21. März 2014 um 18 Uhr am Gedenkstein. (Der Gedenkstein ist ausgeschildert)
Für den Arbeitskreis Kornsand
gez. Walter Ullrich
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Kornsand-Arbeitskreis
Walter Ullrich, Ringstr. 50, 65468 Trebur – Geinsheim
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