Nur mit Erlaubnis der Besitzer
Stolpersteine – Auch in Trebur soll bald an Verfolgte und Getötete erinnert werden
TREBUR.
„Ich bin sehr angetan und glücklich, dass jetzt auch in Trebur Stolpersteine verlegt werden sollen.“ Für Petra Kunik von der jüdischen Gemeinde Frankfurt ist diese Art des Gedenkens frei jeglichen Zweifels.
Als die jüdische Vorsitzende der Frankfurter „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ am Donnerstagabend im Rathaus in Trebur über die jüdische Bestattungstradition referierte, machte sie Bürgermeister Carsten Sittmann und den über 30 Zuhörern auch Mut, sich der Herausforderung zu stellen. Denn die Stolpersteine sind nicht unumstritten.
Dass es nicht so einfach ist, die Politik von dieser kreativen Art des Gedenkens an von den Nazis verfolgte und getötete Menschen zu überzeugen, davon berichtete Tankred Bühler, ehemaliger Pfarrer in Groß-Gerau und früher Dekan des evangelischen Dekanats Groß-Gerau.
In der Groß-Gerauer Stadtverordnetenversammlung sei die Diskussion über die Stolpersteine zum politischen Zankapfel geworden. Erst nach der jüngsten Kommunalwahl habe es eine knappe Mehrheit dafür gegeben. „Die CDU, aber auch die katholische Seite kann sich immer noch nicht dafür begeistern“, erläuterte Bühler.
In Trebur wurde bereits im vergangenen Jahr in den politischen Ausschüssen über das Thema Stolpersteine diskutiert. Eine Einigung konnte dabei nicht erzielt werden. Nach Auskunft Sittmanns steht das Thema in der nächsten Sitzungsrunde wieder auf der Tagesordnung.
In Trebur wären es 35 Personen in acht Straßen. Die von dem Künstler Gunter Demnig vor mehr als 20 Jahren kreierten Stolpersteine werden als kleine, quadratische Kuben dort in den Gehweg eingelassen, wo die vertriebenen oder getöteten Menschen lebten. Zu sehen sind für Fußgänger zehn mal zehn Zentimeter große Messingplatten, in die Namen und Daten der Männer, Frauen und Kinder eingraviert sind. „In Groß-Gerau dürfen Stolpersteine nur verlegt werden, wenn die jetzigen Hauseigentümer nichts dagegen haben“, erläuterte der frühere Dekan. In Groß-Gerau wurden nach jahrelanger Diskussion im November die ersten fünf Stolpersteine verlegt. Am kommenden Dienstag folgen neun weitere.
Petra Kunik bekräftigte, dass im Judentum der Name des Verstorbenen eine besonders große Bedeutung habe. So müsse auf dem Grabstein der Name immer gut zu erkennen sein, selbst wenn der Stein längst verwittert ist. Sie selbst habe oft erlebt, dass Stolpersteine auch bei denjenigen Ehrfurcht oder zumindest Aufmerksamkeit erzeugen, die mit dem jüdischen oder dem Glauben allgemein nicht allzu viel am Hut haben.
Bühler erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass mit Stolpersteinen nicht nur Juden gedacht wird. „Auch Sinti und Roma sowie Homosexuelle oder andere Opfer des Nazi-Terrors dürfen bedacht werden.“