13. August 2012 | ohl
„Majachen, komm’ nicht mehr“
Über das christlich-jüdische Ehepaar Marie und Siegfried Fay berichtete Hans-Jürgen Vorndran beim Rundgang durch Walldorf.
| Vergrößern | Über das christlich-jüdische Ehepaar Marie und Siegfried Fay berichtete Hans-Jürgen Vorndran beim Rundgang durch Walldorf.
WALLDORF.
Siegfried Fay stammte aus Frankfurt, wo er 1862 als sechstes Kind des Mehlhändlers Herz Moses Fay und seiner Frau Elisabeth geboren wurde. Er war Handlungsreisender für Lederwaren, die er von seinem Neffen bezog, der ein Lederwarengeschäft am Rossmarkt hatte.
Mit 32 Jahren zog Siegfried Fay aus Frankfurt fort, damals war er noch unverheiratet. Wann er mit seiner christlichen Ehefrau Erna Maria, geborene Wüsten, nach Walldorf kam, ist nicht bekannt. Zunächst wohnte das vermutlich kinderlose Paar in der Farmstraße 24 zur Miete bei Familie Schulmeyer, deren Tochter Maja sie sehr gern mochten. Erst als Maja, mittlerweile Lehrmädchen bei der Kaffeerösterei Gebrüder Schulmeyer am Frankfurter Dom, ihren Nennonkel Siegfried Mitte der dreißiger Jahre im Krankenhaus besuchte und dabei eine BDM-Uniform trug, habe die Beziehung geendet, berichtete Maja Schulmeyer später ihrer Tochter Gudrun. „Majachen, komm’ nicht mehr“, habe Fay gesagt und ihre Mutter habe das damals nicht verstanden, berichtet Gudrun Hoyer.
Das Ehepaar Fay zog noch vor Beginn der Nazidiktatur in den Bäckerweg. Erna Fay starb 1936, Siegfried Fay suchte nach dem Novemberpogrom von 1938 die Anonymität der Großstadt und zog zurück nach Frankfurt. Aus dem dortigen Altenheim der Jüdischen Gemeinde verschleppte man ihn kurz nach seinem 80. Geburtstag am 18. August 1942 nach Theresienstadt. Dort starb er zwei Monate später, vermutlich an Entkräftung und Hunger.
Am 12. September berichtet Hans-Jürgen Vorndran im evangelischen Gemeindezentrum Walldorf über Siegfried Fay und die Walldorfer Juden. Am 12. Oktober folgt die Verlegung eines Stolpersteines für Siegfried Fay vor dem Haus Bäckerweg 28.