Gedenken: Hans-Jürgen Vorndran hofft auf Verlegung im Frühjahr – Arbeit über Schule im Dritten Reich als Buch erhältlich
Wenn es nach Hans-Jürgen Vorndran geht, dann werden in diesem Jahr in Mörfelden-Walldorf zwei weitere Stolpersteine verlegt. Einer für den getauften Juden und Landgerichtsdirektor Otto Ortweiler, der in der heutigen Farmstraße in Walldorf lebte, und einer für den Lehrer und früheren Bürgermeister von Mörfelden, Peter Klingler.
Auf Otto Ortweiler stieß Hans-Jürgen Vorndran durch den Hinweis eines älteren Bürgers. Inzwischen hat Vorndran Ortweilers Geschichte zusammen mit dem jetzigen Hauseigentümer Wolfgang Hoffmann recht gut erforscht. Bei drei Vorträgen hat Vorndran im vergangenen Jahr über Ortweiler und dessen Familie berichtet. Wolfgang Hoffmann wird auch die Patenschaft für den Stolperstein übernehmen.
Der Sozialdemokrat Peter Klingler wurde von den Nazis 1933 „wegen politischer Unzuverlässigkeit“ aus dem Schuldienst entlassen. Die Schule ist indes der Kreisverwaltung unterstellt und nicht der Stadt. Nachdem Vorndran im Kreistag über die Idee der Stolpersteine referierte, fasste der einen Grundsatzbeschluss, dass Stolpersteine vor Kreis-Gebäuden verlegt werden können.
Da Stolpersteine nicht nur vor den letzten Wohnhäusern von Nazi-Verfolgten, sondern auch vor deren letzten Arbeitsstellen verlegt werden können, wie Vorndran sagt, setzt er sich nun für einen Stolperstein an der Albert-Schweitzer-Schule ein. Von dieser Schule wurde Klingler 1933 „entfernt“. Wegen der Überlastung des Erfinders und alleinigen Herstellers der Stolpersteine, Gunter Demnig, will Vorndran jetzt die Erlaubnis einholen, die beiden Steine auch ohne den Künstler verlegen zu dürfen. Sollte das klappen, peilt er einen Termin im Frühjahr dieses Jahres an. „Besonders freuen würden wir uns, wenn Heinz Ortweiler, der Sohn, bei der Verlegung dabei sein könnte“, sagt Vorndran.
Bereits jetzt haben die Helfer viel erreicht, die sich in Mörfelden-Walldorf für das Projekt Stolpersteine gegen das Vergessen einsetzen. 52 Steine wurden verlegt, Patenschaften geworben und die Schicksale hinter historischen Daten erforscht. Hans-Jürgen Vorndran, Vorstandsmitglied im Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau und Koordinator des Projekts für Mörfelden-Walldorf, hat nun einen Rückblick auf das vergangene Jahr geschrieben, der zugleich die Zukunft streift.
Wenn auch 2010 keine Stolpersteine verlegt wurden, so war es doch kein ereignisloses Jahr für Vorndran und den Förderverein. Neben Vorträgen und einer Veranstaltung mit Peter Härtling im Januar habe er zum Beispiel im März für den Fotoclub Mörfelden-Walldorf einen Besuch des Jüdischen Friedhofs in Groß-Gerau organisiert. Die Ergebnisse der fotografischen Arbeiten seien im Mai in der ehemaligen Synagoge in Erfelden gezeigt worden, zusammen mit Bildern vom Jüdischen Friedhof in Wageningen. Bis Ende Februar war die Ausstellung im Landratsamt Groß-Gerau zu sehen.
Erwähnung findet in Vorndrans Rückblick auch die Klasse von Manfred Seiler, die beim Projekttag der Bertha-von-Suttner-Schule Ende Juni alle Stolpersteine in der Stadt putzte. Im November erreichten die Hammann-Preisträgerinnen Jana Hechler und Lena Kalinowsky das Ziel, ihre Arbeit „Schule im Dritten Reich“, die unter anderem von der Nazizeit an der Mörfelder Volksschule berichtet, als Buch herauszubringen. Das Werk ist für zehn Euro im Museum Mörfelden oder unter Telefon 06105 33166 erhältlich.