Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit angelegt, sie sollen und dürfen nicht beseitigt werden. Sie sind mit ihren hebräischen Grabinschriften heute meist die einzigen noch existierenden Zeugnisse des „alten“ Judentums. Der erste jüdische Friedhof in Groß- Gerau befand sich im Bereich entlang der Berliner Straße zwischen dem Grünen Weg und der Hermann-Löns-Straße. Er wurde vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert angelegt.
1632 entstand der zweite jüdische Friedhof im Bereich Darmstädter- und Berliner Straße. Wie es den Vorschriften entsprach, wurde er 30 Ellen vor dem Burggraben errichtet und in den Jahren 1648, 1659 und 1703 erweitert. Der dritte – heute noch erhaltene Friedhof – wurde 1841 erbaut und war im Rahmen eines Friedhofsverbandes die Beerdigungsstätte für 18 jüdische Gemeinden im Einzugsbereich zwischen Frankfurt, Wiesbaden, Rüsselsheim, Mainz und Darmstadt.
1936 mußten die vorherigen Friedhöfe, entgegen der jüdischen Tradition, geräumt werden. Durchgeführt wurde dies von Mitgliedern der jüdischen Gemeinden im Friedhofsverband. Darunter war auch Moritz Goldberger, der oft von seinem Sohn Ludwig begleitet wurde. Die Skelette wurden auf einem mit schwarzem Tuch bedeckten Karren zum neuen Friedhof gebracht und in einem Massengrab erneut beigesetzt.
Dort erinnert eine Gedenktafel an die widerrechtlich erzwungene Umbettung. <>Während der Reichspogromnacht wurde die Leichenhalle vollständig zerstört. Kurz darauf wurde das Ehrendenkmal für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges und mehrere Grabsteine zerstört. Die beiden älteren Friedhöfe aus dem 13. und 17. Jahrhundert wurden vollkommen zerstört. <>
1938 fand die letzte Beerdigung vor Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Friedhof statt. Es war die von Emma Lehmann (24.4.1893 – 24.6.1938) aus Weiterstadt. Nach 1945 kehrte nur ein jüdischer Bürger nach Groß-Gerau zurück. Es war jener Ludwig Goldberger, der 1936 seinen Vater bei dem Transport der ausgegrabenen Toten begleitet hatte. Er starb am 2.1.1996 und wurde auf dem Friedhof, den er so gut kannte und den er nach 1945 gepflegt hatte, beigesetzt. <>Im November 1953 wurde das Ehrenmal für NS-Opfer beschmiert und 1963 wurden 37 Grabsteine von Jugendlichen umgeworfen.
Der 5668 Quadratmeter große Friedhof gehört dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen. In ihm befinden sich ca. 1200 Gräber.