Gewaltsam verschleppt aus Mörfelden und Walldorf –
Die Deportationen der jüdischen Bevölkerung aus dem Gebiet des Volksstaates 1942
Vor fast 65 Jahren hat 1942 die gewaltsame Verschleppung der jüdischen Bevölkerung aus Mörfelden und Walldorf sowie aus zahlreichen Dörfern und Städten des Volksstaates Hessen in die Ghettos und Vernichtungslager im Osten stattgefunden. In mehreren Massendeportationen wurden jüdische Menschen gewaltsam aus ihren Wohnungen heraus in regionale Sammellager wie in Mainz, Gießen und Friedberg und anschließend in ein zentrales Sammellager in Darmstadt transportiert. Von dort gab es dann Transporte in das Ghetto Piaski, das Ghetto Theresienstadt und von dort in die Vernichtungslager Treblinka und Auschwitz.
Monica Kingreen, die Kennerin der zahlreichen Deportationen aus Hessen, geht in ihrem Vortrag den Verschleppungen aus dem Gebiet des ehemaligen Volksstaates Hessen detailliert nach. Dabei vermittelt sie konkrete Vorstellungen über Vorbereitung und Ablauf der Deportationen in den hessischen Ortschaften und geht weiter dem Schicksal der Deportierten nach, von denen viele oft noch Monate und Jahre nach ihrer Verschleppung aus ihren Heimatorten lebten, bevor sie starben oder ermordet worden. Das Schicksal der Menschen, die einst das dörfliche und städtische Leben in unserer Region mitprägten und die hier ihre Heimat hatten, ist weitgehend nicht im öffentlichen Bewusstsein.
Monica Kingreen ist seit vielen Jahren mit der Erforschung des Jüdischen Landlebens in Hessen und der Verfolgung der Juden während der NS-Zeit beschäftigt. Sie ist vor allem mit ihrem umfangreichen Buch „Jüdisches Landleben“ hervorgetreten, außerdem mit dem Buch „‘Nach der Kristallnacht‘ Jüdisches Leben und antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938-1945“. In letzter Zeit hat sie vor allem Veröffentlichungen zu den Deportationen der Juden aus Hessen vorgelegt, aber auch zur Rolle der Frankfurter Museen bei der „Arisierung“ von Kulturgut aus dem Besitz von Juden und zu den Aktivitäten der Frankfurter NS-Stadtverwaltung zur Bereicherung an „jüdischem Besitz“.
Monica Kingreen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, in Frankfurt am Main.