„Steine gegen das Vergessen – Stolpersteine in Mörfelden-Walldorf“
Steine gegen das Vergessen – Stolpersteine in Mörfelden-Walldorf“
Im Rahmen eines Pressegesprächs am 24.11.2009 wurde das neue Buch durch den Herausgeber „Förderverein für jüdische Geschichte und Kultur im Kreis GG e.V.“ Herrn Pfarrer Walter Ulrich, den Autor Herrn Hans-Jürgen Vorndran und den Layout-Verantwortlichen Herrn Rudi Hechler vorgestellt.
Bürgermeister Heinz-Peter Becker überreichte einen Scheck über 1.500 € zur Unterstützung dieses knapp 200 Seiten starken Werkes. Die Schilderung von Lebensgeschichten jüdischer Familien dokumentiert eindrucksvoll, dass Ausgrenzung, Verfolgung, Deportationen auch hier bei uns stattgefunden haben. Dies ist mit viel Fleiß und Kreativität bei den Recherchearbeiten zusammengetragen worden, würdigte Bürgermeister Heinz-Peter Becker die sehr anschauliche und bebilderte Dokumentation, die die bisherige Geschichtsarbeit der Stadt ausgezeichnet ergänzt.
Das neue Buch ist ab sofort in den Stadtbüros für 8,50 € und u. a. bei der Buchhandlung Giebel in beiden Stadtteilen erhältlich.
Der ausführliche Vorstellungstext des Autors Hans-Jürgen Vorndran ist nachfolgend nachzulesen:
„Von Anfang an war mir klar, dass ich den Prozess des Projektes „Stolpersteine gegen das Vergessen in Mörfelden-Walldorf“ dokumentieren wollte. Es war das erste Vorhaben dieser Art im Kreis Groß-Gerau. Und es gab kontroverse Diskussionen in der Bevölkerung und unter den Parteien, ein Austausch der Argumente pro und contra mit der Museumsleiterin im Kulturausschuss, eine denkbar knappe parlamentarische Entscheidung, aber auch viel Zuspruch, insbesondere von Peter Härtling und den vielen Erwerbern von Patenschaften.
Um da Struktur hereinzubringen und um die Nachforschungsergebnisse besser darstellen zu können – z. B. für die Info-Veranstaltung mit den Hausbesitzern, einen Vortrag (1.4.07) und der Berichterstattung im Kulturausschuss – erstellte ich im April 2006 eine Präsentation, die sich mit den Argumenten zu Gunter Demnigs Kunstprojekt „Stolpersteine gegen das Vergessen“ auseinandersetzte.
Ferner enthielt sie neben der Übersichtskarte zu den Wohnorten der ehemaligen jüdischen Nachbarn sowie Lagepläne und Fotos der Häuser sowie die Namen der Betroffenen. Diese Ausarbeitung wurde dann schrittweise erweitert bis zu einer dritten Fassung im März 2008.
Über den Inhalt der vorliegenden Dokumentation habe ich mit Rudi Hechler bereits Ende 2008 diskutiert, denn er hatte mir dankenswerter Weise seine Unterstützung bei der Erstellung zugesagt. Doch mit dem Buch habe ich erst eine Weile nach der dritten, vorläufig letzten Verlegung von Stolpersteinen (insgesamt 53) Ende März 2009 richtig begonnen – mit einigen Unterbrechungen und dann intensiv ab Mitte August 2009. Während ich nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ arbeitete, forderte Rudi Hechler, der für die Gestaltung, das Layout und die Herstellung verantwortlich ist, von mir, einen konkreten Zeitrahmen einzuhalten, und zwar bis Ende Oktober 2009. Das haben wir dann auch gemeinsam geschafft.
Zum Inhalt hatte ich klare Vorstellungen: Kern des Buchs sollte die Darstellung der Wohnorte mit Fotos der Häuser und der verlegten Stolpersteine, und vor allem die Lebensgesichten der jüdischen Familien von Mörfelden und Walldorf sein (Recherche K. Stengel und mir). Gedacht als notwendige Ergänzung zu den knappen Texten auf den Stolpersteinen. Wichtig war mir auch, dass die von mir initiierten und von Katharina Stengel betreuten Schülerarbeiten und die Vorträge dokumentiert werden, soweit dies möglich war, denn hier ist viel Neues zur Ortgeschichte erarbeitet worden. Das sollte nicht verloren gehen, denn was aufgeschrieben ist, wird nicht vergessen! Hier gab es zwei neue Schwerpunkte der Bearbeitung. Zum einen die konkrete Darstellung des Unrechts an den Juden hier vor Ort, und zwar vor aller Augen durch ihre Ausplünderung und schließlich Deportation und Vernichtung.
Hierzu haben Katharina Stengel und Monica Kingreen, beide vom Fritz-BauerInstitut in Frankfurt, ganz wichtige Beiträge geleistet. Dafür bedanke ich mich sehr . Weitere Hinweise finden Sie hierzu in meinem Vorwort.
Beispielhaft wäre hier das Schicksal der Familie Rosenthal in der Brückenstraße 2 (Seitel15) oder der Geschwister Reiß in der Langstraße 37 (Seite 47) zu nennen. Dagegen musste die ursprünglich von mir breit angelegte Chronologie des Projektablaufs wegen der besseren Lesbarkeit stark zurücktreten. Die Umsetzung des Projekts ist jetzt im Vorwort, den Meilensteinen und dem Ausklang auf das Wesentlich beschränkt worden. Wichtig war mir auch die durch die Stolpersteine aufgezeigten Spuren jüdischen Lebens in unserer Stadt noch zu ergänzen. Besondere Bedeutung kommt dabei dem bisher unveröffentlichten Foto (1965, Lagerhalle) der ehemaligen Synagoge in Mörfelden zu. Aber auch die Hinweise auf Friedhöfe, Gedenksteine, der Historische Lehrpfad u.a.m. sind wichtig. Zeigen sie doch Stationen der Aufarbeitung von Ortsgeschichte. Insoweit steht diese Arbeit im Kontext der bisher geleisteten Arbeit. Konkret von Bgm B.Brehl und ML Cornelia Rühlig. Ohne dieses Klima wäre die Fortsetzung der Erinnerungsarbeit mit den Stolpersteinen nicht möglich gewesen. Und die Nachforschungen gehen mit Erfolg weiter: Dr. Otto Ortweiler (Seite 187).
Zielgruppe für dieses Buch sind alle an Ortsgeschichte Interessierten, insbesondere diejenigen, die das Projekt über mehr als vier Jahre begleitet haben, also nicht nur Kommunalpolitiker. Alle, die an Stolpersteinen in Ihren Gemeinden interessiert sind, erhalten viele Hinweise, wie ein solches Projekt angegangen werden kann. Aber ganz wichtig sind mir die Schüler/innen, die sich mit Nationalsozialismus im Unterricht befassen. Da gibt es viele Daten zum NaziRegimes (Seite 80 ff.), aber auch Anregungen, wie der oft sehr abstrakte Stoff durch eine Spurensuche konkret und emotional anrührend werden kann (menschliche Schicksale statt Zahlen, die sich in ihrer Dimension keiner vorstellen kann)!
Zum Schluss noch ein paar Zahlen zum Buch selbst:Etwa 200 Seiten, reich bebildert, z. T. historische Fotos. Die 1.000 Exemplare kosten mit Druck und Herstellung über 10.000 €. Durch Sponsorengelder (5500 €) konnte der Verkaufspreis mit 8,50 € erfreulich niedrig gehalten werden, so dass es für viele Leser erschwinglich sein dürfte. Der Verkaufserlös kommt ausschließlich dem FV Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis GroßGerau e.V. als Herausgeber zu Gute. Damit können dann weitere Stolpersteinprojekte im Kreis Groß-Gerau gefördert werden. Doch bis es soweit ist und die Bücher überwiegend (530 Exemplare) verkauft sind, trete ich mit eigenen Mitteln in Vorlage.
Mein herzlicher Dank gilt allen, die das Projekt und meine Arbeit unterstützt haben.“