Historisch und religiös sind die Juden ein Volk. Durch die jahrhundertelange, weltweite Zerstreuung haben sich jedoch verschiedene Gruppen mit jeweils unterschiedlichen Gepflogenheiten und Lebensstilen herausgebildet. Man kann diese Gruppen in drei einander geographisch überschneidende Hauptkategorien einteilen: Die aschkenasischen Juden kamen hauptsächlich aus Europa, Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien nach Israel; einige von ihnen benutzen noch das Jiddische als Umgangssprache. Die sephardischen Juden, Nachkommen der im 15. Jahrhundert aus Spanien und Portugal vertriebenen Juden, stammen aus verschiedenen europäischen und Mittelmeerländern sowie aus der „Neuen Welt“, wo einige ihrer Vorfahren Zuflucht gefunden hatten. Ein Teil von ihnen spricht noch Ladino. Orientalische Juden sind Nachkommen der alten jüdischen Gemeinden in den islamischen Ländern im Nahen Osten und in Nordafrika; oft werden auch sie vereinfacht „sephardisch“ genannt.
Strömungen im modernen Judentum
Die jüdische Religion kennt an und für sich keine Denominationen (Glaubensgemeinschaften). Überall in der Welt werden die gleichen Lesungen aus der Bibel sowie (mit gewissen Variationen) die gleiche Gebets- und Gottesdienstordnung benutzt. Seit dem frühen 19. Jahrhundert lässt sich jedoch eine gewisse Auseinanderentwicklung feststellen. Im heutigen Israel gibt es drei Hauptströmungen: Das orthodoxe Judentum, das die strikte Befolgung der Halacha (des schriftlich wie mündlich überlieferten Gesetzes) praktiziert und fordert; das traditionell konservative Judentum (Mesorati), das ebenfalls die Befolgung der Halacha fordert, diese jedoch den Gegebenheiten des modernen Lebens angepasst sehen will; das Reformjudentum (progressiv), das diese Auslegung noch großzügiger fasst und den allgemeinen ethischen Aspekt des Judentums sowie das Recht des einzelnen, in den Vorschriften der Halacha seinen eigenen Weg zu finden, betont. Man findet in Israel heute einen fortdauernden Trend zum religiösen Pluralismus hin. Immer mehr Menschen kommen zu der Überzeugung, dass die neueren Strömungen echte Alternativen sowohl zur Orthodoxie als auch zum Säkularismus bieten. Gleichzeitig gibt es jedoch auch einen spürbaren Gegentrend zum orthodoxen Pol hin.